Mein Zimmer


Mein Zimmer liegt fast
Schon im Wolkenbereich;
Der Mond ist sein Gast,
Immer ernst, immer bleich.
Mag’s drunten nur läuten!
Denn was es auch ist,
Hat nichts zu bedeuten,
Da du es nicht bist!


Ganz still hier verborgen
Führ ich Nadel und Zwirn,
Ohne Zorn, ohne Sorgen,
Doch mit weinender Stirn;
Den blauesten Himmel,
Ihn seh ich recht gut
Und das Sternengewimmel –
Doch auch Stürme in Wut!


Ein Stuhl steht im Zimmer
Zu seinem Empfang;
Der seine war’s immer,
Der unsre nicht lang.
Hier steht er auch eben,
Mit Schleifen geschmückt,
So starr und ergeben,
Wie ich, so bedrückt.

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