Der Südpol


Unruhiger werden die Aufzeichnungen in diesen letzten Tagen, wie die blaue Nadel des Kompasses beginnen sie zu zittern in der Nähe des Pols. »Wie endlos lang dauert das, bis die Schatten langsam um uns herumkriechen, von unserer rechten Seite nach vorn rücken und dann von vorn wieder nach links hinüberschleichen!« Aber zwischendurch funkelt immer heller die Hoffnung. Immer leidenschaftlicher verzeichnet Scott die bewältigten Distanzen: »Nur noch 150 Kilometer zum Pol, wenn das so weitergeht, halten wir’s nicht aus«, so meldet noch die Müdigkeit. Und zwei Tage später: »Noch 137 Kilometer zum Pol, aber sie werden uns bitter schwer werden.« Aber dann plötzlich ein neuer, sieghafterer Ton: »Nur noch 94 Kilometer vom Pol! Wenn wir nicht hingelangen, so kommen wir doch verteufelt nahe.« Am 14. Januar wird die Hoffnung zur Sicherheit: »Nur noch 70 Kilometer, das Ziel liegt vor uns!« Und am nächsten Tage lodert schon heller Jubel, fast Heiterkeit aus den Aufzeichnungen: »Nur noch lumpige 50 Kilometer, wir müssen hinkommen, koste es, was es wolle!« Man spürt bis ins Herz aus den beflügelten Zeilen, wie straff ihre Sehnen von der Hoffnung gespannt sind, wie alles in ihren Nerven bebt von Erwartung und Ungeduld. Die Beute ist nahe; schon recken sie die Hände nach dem letzten Geheimnis der Erde. Nur noch ein letzter Ruck, und das Ziel ist erreicht.

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Der sechzehnte Januar

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Die hier vorzufindene Sammlung der gemeinfreien Werke Stefan Zweigs ist aus der Ausgabe des Null Papier Verlages übernommen. Zu dieser Ausgabe gelangen Sie durch einen Klick auf diesen Eintrag.