Der große Augenblick
7. April 1520 – 28. November 1520
Vier Monate, fünf Monate bleibt die Flotte Magellans in diesem tristen Hafen des Unglücks vom Winter eingeschlossen. Leer und lastend dehnt in der entsetzlichen Einsamkeit sich die Zeit, aber der Admiral, wohl wissend, daß nichts Menschen unzufriedener macht als Müßiggang, beschäftigt von Anfang die Matrosen mit unablässiger anstrengender Arbeit. Er läßt die Schiffe, die fast ein Jahr unterwegs sind, vom Kiel bis zum Mast gründlich überholen, er befiehlt, frisches Holz zu schlagen, Balken zu schneiden; vielleicht erfindet er sogar überflüssige Beschäftigung, nur um der Mannschaft vorzutäuschen, die Fahrt würde bald aufgenommen werden und sie aus der unerträglichen Wintersöde zu den ersehnten Südinseln führen.
Endlich zeigt sich ein erstes Frühlingszeichen. In all diesen frostdunkeln, vernebelten Wochen hatte die Mannschaft bereits gemeint, in ein Niemandsland, in eine völlig von Mensch und Tier verlassene Gegend verschlagen zu sein, und das verständliche Angstgefühl, hier wie in einer urzeitlichen Höhle, abgesondert von allem Menschlichen, zu hausen, mochte ihre Stimmung noch mehr verdüstert haben. Eines Morgens erscheint nun auf dem Hügel eine sonderbare Gestalt, ein Mensch, den sie zunächst gar nicht als ihresgleichen erkennen, denn im ersten Schreck der Überraschung scheint er ihnen um das Doppelte das gewohnte Mannesmaß zu überragen. »Duobus humanam superantes staturam«, schreibt Peter Martyr, und Pigafetta bestätigt: »So groß war dieser Mann, daß wir gerade bis zu seinem Gürtel reichten. Er war gut gewachsen, hatte ein breites Gesicht, das rot und mit gelben Ringen um die Augen bemale war und mit zwei herzförmigen Klecksen auf den Wangen. Sein Haar war kurz und weiß gefärbt, seine Kleidung bestand aus den trefflich zusammengenähten Fellen irgendeines Tieres.« Besonders bestaunen die Spanier die riesigen Füße dieses gewaltigen Menschenungeheuers, und um dieses »Großfußes« (patagão) willen benennen sie die Eingeborenen Patagonier und das Land Patagonien. Aber bald weicht der erste Schrecken vor dem Enaksohn. Denn das fellbekleidete Wesen entbreitet immer wieder grinsend die Arme, es tanzt und singt und streut sich dabei unablässig Sand auf das weißgefärbte Haar. Magellan, von früher her einigermaßen in den Sitten der Naturkinder erfahren, deutet richtig dies Zeichen als Wunsch nach freundlicher Annäherung und befiehlt einem Matrosen, in ähnlicher Art zu tanzen und sich gleichfalls Sand auf den Kopf zu streuen. Zum Gaudium der abgearbeiteten, abgemüdeten Seeleute nimmt tatsächlich der wilde Mann diese Pantomime als Willkommgruß und kommt ganz zahm heran. Nun haben die Trinculos nach dem »Tempest« endlich ihren Caliban, zum erstenmal gibt es für die armen, gelangweilten Matrosen in dieser Ödnis Abwechslung und ausgiebigen Spaß. Denn als man dem gutmütigen Riesen einen metallenen Spiegel unvermutet vor die Nase hält, springt er vor Überraschung, sein eigenes Antlitz zum erstenmal zu sehen, so jäh zurück, daß er in seinem Sturz vier Matrosen mit sich reißt. Sein Appetit läßt die Mannschaft die eigene schmale Ration vergessen. Mit aufgerissenen Augen starren sie zu, wie dieser Gargantua einen ganzen Kübel Wasser mit einem Schluck aussäuft und einen halben Korb Zwieback nachstopft wie eine Pfeffernuß. Und welches Hallo erst, da er ein paar Ratten, die sie seiner unbändigen Freßlust präsentieren, zum heiteren Grausen der Zuschauer mit Haut und Haaren frischlebendig hinunterfrißt! Beiderseits, bei dem Fresser und den Matrosen, entsteht herzliche Sympathie, und als ihm Magellan noch ein paar Glöckchen schenkt, holt er bald andere »Riesen« und auch einige »Riesinnen« heran.
Aber gerade diese Unbekümmertheit bringt den arglosen Naturkindern Verderben. Magellan hat wie Columbus und alle andern Konquistadoren von der Casa de Contratacion gemessenen Auftrag, nicht nur von Pflanzen und Erz, sondern auch von allen neuen Menschenspezies, die sie auf der Reise entdecken, einige Exemplare heimzubringen. Einen solchen »Giganten« lebend anzufangen, scheint den Matrosen allerdings zunächst nicht minder gefährlich, als einen Walfisch an der Flosse zu packen. Ängstlich schleichen sie um die Patagãos herum, aber im letzten Augenblick sackt ihnen immer wieder der Mut zusammen. Endlich ersinnen sie eine gemeine List. Man steckt zwei der »Riesen« soviel Geschenke in die Hände, daß sie alle Finger benötigen, um ihre Beute festzuhalten; dann zeigt man den beseligt Grinsenden noch ein besonders köstlich blinkendes, klirrendes Ding, nämlich ein paar Fußschellen, und fragt, ob sie so etwas am Fuße tragen möchten. Die armen Patagonier lachen von einem Ohr zum andern und nicken begeistert – herrlich träumen sie sich’s aus, wie diese klappernden Dinger bei jedem Schritt dann klirren und klingeln werden. Krampfhaft ihre Geschenke haltend, blicken sie neugierig von oben zu, wie man ihnen Ketten um die Gelenke paßt, diese schönen kalten Ringe, die so lustige Musik machen – aber schnapp, und sie sind gefangen. Jetzt kann man angstlos die Riesen hinwerfen wie einen Sandsack, gefesselt sind sie nicht mehr gefährlich. Vergebens, daß die Betrogenen heulen, sich wälzen, um sich schlagen und – den Namen hat Shakespeare ihnen abgeborgt – ihren Zaubergott Setebos anrufen: die Casa de Contratacion will Kuriositäten! Wie geschlagene Ochsen schleppt und schleift man die Wehrlosen auf die Schiffe, wo sie aus Mangel an Nahrung erbärmlich zugrunde gehen werden. Durch diesen perfiden Überfall der »Kulturträger« ist sofort mit einem Schlag das gute Einvernehmen zerstört. Die Patagonier halten sich von den Betrügern fern, und als einmal ein Trupp Spanier ihnen nachsetzt – hier wird Pigafettas Bericht merkwürdig verschwommen –, um auch einige Riesenweiber einzufangen oder zu besuchen, setzen sie sich zur Wehr, und einer der Matrosen büßt das Abenteuer mit dem Leben.
Aber ebenso wie den Eingeborenen bringt auch den Spaniern dieser Unglückshafen von San Julian nichts anderes als Unheil. Nichts glückt Magellan hier, nichts will ihm gelingen: Verhängnis haftet an dem blutbefleckten Strand. Nur bald fort von hier, nur zurück, stöhnt die Mannschaft. Nur bald weiter, nur bald vorwärts, sehnt sich Magellan, und beider Ungeduld wächst mit den längeren Tagen. Kaum lassen die wildesten Winterstürme nach, so versucht Magellan schon einen Vorstoß. Er sendet das beweglichste, das behendeste seiner Schiffe, die kleine »Santiago«, mit dem verläßlichen Kapitän Serrão als Noahstaube um Kundschaft aus. Serrão soll nach Süden vorstoßen, die Buchten abspüren und mit seiner Meldung nach einer bestimmten Frist wieder zurückkehren. Bald ist die Zeit verstrichen, ungeduldig und unruhig blickt Magellan auf das Meer. Aber statt vom Meere kommt Botschaft vom Lande: eines Tags wanken und schwanken vom Hügel her zwei sonderbare Gestalten herab, Patagonier vermeint man zuerst und schon hält man die Armbrust bereit. Aber die nackten, halb erfrorenen, halb verhungerten, die ausgemergelten, verwilderten Menschengespenster schreien ihnen spanische Worte entgegen – es sind zwei Matrosen von der »Santiago«. Sie bringen schlimme Botschaft. Schon sei Serrão glücklich an einen Fluß mit bequemer Mündung und reichlichem Fischfang, den Rio de Santa Cruz, gelangt; aber bei der weiteren Rekognoszierung habe ein Sturm das Schiff an die Küste geschlagen und zerschellt. Bis auf einen Neger habe sich die ganze Mannschaft gerettet und warte am Rio de Santa Cruz in äußerster Not; sie allein hätten sich die Küste entlang bis San Julian durchgeschlagen und all diese entsetzlichen elf Tage ausschließlich von Wurzeln und Gras gelebt.
Magellan sendet sofort ein Boot. Die Schiffbrüchigen werden heimgeholt. Aber was helfen die Menschen – ein Schiff ist dahin, das beweglichste, das geschickteste von allen! Es ist der erste Verlust und wie jeder Verlust hier am andern Ende der Erde ein unersetzlicher. Da endlich Magellan am 24. August Befehl zum Aufbruch gibt und mit einem letzten Blick auf die beiden ausgesetzten Meuterer die Unglücksbucht von San Julian verläßt, verwünscht er vielleicht im stillen den Tag, der ihn hier landen ließ. Ein Schiff ist verlorengegangen, drei Kapitäne haben hier ihr Leben gelassen, und vor allem: ein unwiederbringliches Jahr ist vorbei und nichts noch erreicht, nichts noch gefunden, nichts noch getan.
Diese Tage müssen die dunkelsten im Leben Magellans gewesen sein, die einzigen vielleicht, in denen er, der sonst unbeirrbar Gläubige, heimlich verzagt hat. Schon daß er bei der Abfahrt von San Julian mit falscher Festigkeit mitteilt, er sei entschlossen, die patagonische Küste im Notfall auch bis zum fünfundsiebzigsten Breitegrad hinabzusegeln und nur, wenn auch dann noch nicht die Durchfahrt zum andern Meere gefunden sei, den üblichen Weg um das Kap der Guten Hoffnung zu wählen schon diese Verklausulierung mit »notfalls« und »vielleicht« verrät seine Unsicherheit. Zum erstenmal hält Magellan sich die Möglichkeit eines Rückzugs offen, zum erstenmal gibt er vor seinen Offizieren zu, daß der gesuchte Durchlaß vielleicht gar nicht existiert oder erst in arktischen Gewässern. Offenkundig hat er die innere Gewißheit verloren; aber auch die gnädige Ahnung, die ihn jenen »paso« erträumen ließ, verläßt ihn jetzt in entscheidender Stunde. Kaum hat je die Geschichte eine ironischere, eine boshaftere Situation erfunden als jene Magellans, da er nach zweitägiger Seefahrt wieder haltmacht an der von Serrão entdeckten Mündung des Santa Cruz-Flusses und abermals zwei Monate Winterschlaf für die Schiffe anbefiehlt. Denn man vergegenwärtige sich aus der Vista unserer nachträglichen besseren geographischen Kenntnis die ganze Widersinnigkeit dieses Entschlusses. Da ist ein Mann, der, von einer großen Idee getrieben, von einer ungenauen und überdies unrichtigen Nachricht verwirrt, sich zum Lebensziel gesetzt hat, die Durchfahrt vom Atlantischen in den Pazifischen Ozean und damit als erster den Weg um die Erde zu finden. Dank seinem dämonischen Willen hat er den Widerstand der Materie überwunden, er hat Helfer für seinen fast unrealisierbaren Plan gefunden, er hat einem fremden Monarchen durch die Suggestivkraft seiner Idee eine Flotte abgerungen und glücklich diese Flotte weiter die südamerikanische Küste hinabgeführt als je ein Seefahrer vor ihm. Er hat die Elemente des Meers gemeistert und die Meuterei; keine Hemmung, keine Enttäuschung konnte bisher seinen fanatischen Glauben brechen, er müsse diesem »paso«, diesem Ziel seiner Träume, räumlich schon ganz nahe sein. Nun plötzlich und gerade vor dem Siege verhüllt sich dem bisher so hellsichtigen Mann der ahnende Blick. Es ist, als hätten die Götter, die ihn nicht liebten, ihm böswillig eine Binde um seine Augen getan. Denn an diesem 26. August 1520, da Magellan seiner Mannschaft befiehlt, noch einmal zwei Monate tatlos sich zu verliegen, ist er eigentlich schon am Ziel. Nur zwei Breitegrade, nur zwei Tage Seefahrt nach dreihundert Tagen der Reise, nur ein paar Meilen nach tausend und tausend schon durchmessenen müßte er jetzt noch entschlossen weiterfahren, und aufjauchzen könnte seine verstörte Seele. Aber – Hohn und Bosheit des Schicksals – der Unselige weiß und ahnt nicht, wie nahe er seinem Ziel ist. Zwei lange und leere Monate der Sorge, des Mißtrauens wartet und wartet er auf den Frühling an der Mündung dieses kleinen Flusses, wartet er an dieser öden, menschenvergessenen Küste, einem Manne ähnlich, der im Schneesturm vor der eigenen Hütte sich frierend zusammenkauert, ohne zu ahnen, daß er nur noch einen Schritt vorwärtstasten müßte, und er wäre geborgen. Zwei Monate, zwei endlose, sinnlose Monate sitzt und brütet und sorgt sich Magellan in dieser Ödnis, ob er den »paso« erreichen werde oder nicht, und nur zwei Tagereisen weit wartet die Straße, die seinen Namen tragen wird in die Ewigkeit! Bis zum letzten Augenblick muß der Mann, der prometheisch der Erde das letzte Geheimnis entreißen will, die marternde Geierklaue des Zweifels fühlen.
Aber um so herrlicher dann die Entkettung! Immer erreicht nur jene Seligkeit die letzte Höhe des Gefühls, die von letzten Tiefen des Verzagens sich aufgeschwungen. Am 18. Oktober 1520, nach zwei Monaten leeren, überflüssigen Rastens, gibt Magellan neuerdings Befehl zur Weiterfahrt. Messe wird feierlich gelesen, die Mannschaft nimmt das Abendmahl, dann steuern mit vollen Segeln die Schiffe nach Süden. Scharf stemmt sich noch einmal der Wind ihnen entgegen, Zoll für Zoll muß abgerungen werden dem feindseligen Element. Noch immer tröstet kein mildes Grün den Blick, leer, flach, öde und unwirtlich dehnt sich die unbewohnte Küste, immer nur Sand und Felsen und Felsen und Sand. Am dritten Tage, am 21. Oktober 1520, erhebt sich endlich ein Kap mit weißen Klippen vor einem merkwürdig zerrissenen Strand, und siehe, hinter diesem von Magellan zu Ehren der Kalenderheiligen »Cabo de las Virgines« benannten Vorsprung eröffnet sich eine tiefe Bucht mit schwarzem Gewässer. Die Schiffe steuern näher heran. Merkwürdige, mächtige und strenge Landschaft! Schroff abfallende Hügel, unruhig und zerklüftet, und ganz in der Ferne – seit Jahren nicht gesehener Anblick – mit weißem Schneehaupt hohe Gipfel. Aber wie tot diese Weite! Kein menschliches Wesen ringsum, kaum Baum und Strauch; nur das stete Sausen und Brausen des Winds durchfährt das starre Schweigen dieser gespenstisch leeren Bucht. Unfreudig blickt die Mannschaft auf die finsteren Gewässer. Absurd scheint es ihnen allen, daß diese bergumstandene Bucht und ihre Hadesgewässer weiterführen könnten zu einem flachen Strand oder gar dem »Mar del Sur«, dem hellen, dem sonnigen, dem südlichen Meer. Einhellig äußern die Piloten ihre Überzeugung, dieser tiefe Einschnitt könne nur ein Fjord sein ähnlich jenen im Nordland, und es sei verlorene Mühe, vergeudete Zeit, diese geschlossene Bucht mit dem Senkblei zu durchforschen oder mit den Schiffen rundzufahren. Schon zu viele Wochen habe man versäumt mit der Rekognoszierung all dieser patagonischen Buchten, deren doch keine sich aufgetan zur ersehnten Straße. Nur jetzt keine Verzögerung mehr! Rasch weiter und weiter und, wenn nicht bald der »estrecho« sich zeige, mit der günstigen Jahreszeit nach Hause zurück oder über das Kap der Guten Hoffnung nach dem Indischen Meer!
Aber Magellan, von seiner idée fixe der verborgenen Straße besessen, besteht darauf, auch diese merkwürdige Bucht völlig auszufahren. Verärgert gehorchen die andern dem Befehl, obwohl sie lieber weitersteuerten, denn »wir alle dachten und sagten, es wäre nur eine geschlossene Bucht« (serrato tuto in torno). Zwei Schiffe bleiben zurück, das Flaggschiff und die »Victoria«, um die äußere Bucht zu untersuchen. Die andern beiden, der »San Antonio« und die »Concepcion«, erhalten Auftrag, vorzustoßen, so weit es ihnen gelinge, aber spätestens in fünf Tagen wieder zurück zu sein. Denn die Zeit ist kostbar geworden und knapp der Proviant. Nicht fünfzehn Tage wie am La Plata kann Magellan mehr Frist gewähren. Fünf Tage Rekognoszierung – das ist der letzte Einsatz, den er noch wenden kann an diesen letzten Versuch!
Nun ist der große dramatische Augenblick gekommen. Die beiden Schiffe Magellans, die »Trinidad« und die »Victoria«, beginnen die Vorderbucht rund zu umfahren, bis der »San Antonio« und die »Concepcion« von ihrem Vorstoß in die innere Bucht wiederkehren. Aber noch einmal bäumt sich der Gegenwille der Natur empor, als weigerte sie sich, ihr letztes Geheimnis leichthin preiszugeben. Jählings frischt der Wind auf, wird zum Sturm und bald zu einem jener plötzlichen Orkane, wie sie häufig in dieser Gegend aufspringen, von der die alten spanischen Landkarten warnend verzeichnen, »no hay buenas estaciones«, »hier gibt es niemals günstige Jahreszeiten«. Im Nu schäumt die Bucht in weißem und wildem Quirl, losgerissen werden schon bei dem ersten Aufschwall die Ankertaue; mit eingezogenen Segeln müssen sich die beiden Schiffe wehrlos umtreiben lassen – ein Glück nur, daß sie der hartnäckige Sturm nicht an die Klippen schleudert. Einen Tag, zwei Tage dauert diese entsetzliche Not. Aber nicht das eigene Schicksal verstört Magellan, denn seine beiden Schiffe, sie schwanken und schaukeln immerhin in offener Bucht, wo es möglich ist, sie weit vom Ufer zu halten. Aber die beiden andern Schiffe, der »San Antonio« und die »Concepcion«! Sie muß der Sturm in der inneren Bucht gefaßt haben, im Engpaß hat der grimmige Orkan sie überfallen, in dieser engen Röhre, wo sie nicht Raum haben, zu lavieren, nicht die geringste Möglichkeit, zu ankern und sich zu bergen: wenn kein Wunder geschehen ist, müssen die beiden von dem Sturm längst an die Küste getrieben oder an den Felsen in tausend Stücke zerschellt sein.
Fiebriges, schauriges, ungeduldiges Warten in diesen Tagen, in diesen Stunden, den Schicksalsstunden Magellans. Ein Tag und kein Zeichen. Ein zweiter, und sie sind nicht wiedergekehrt. Ein dritter Tag, ein vierter, und sie sind nicht zurück. Und Magellan weiß: wenn diese beiden Schiffe gestrandet und mit ihrer Mannschaft verloren sind, dann ist alles verloren. Mit zwei Schiffen allein kann er die Weiterfahrt nicht wagen. Seine Tat, sein Traum ist dann an diesen fremden Felsen zerschellt.
Endlich ein Signal vom Mastkorb. Aber Entsetzen! Nicht die Schiffe, die heimkehrenden, hat der Späher erblickt, sondern eine Rauchsäule in der Ferne. Fürchterlicher Augenblick. Ein Rauchsignal kann nur bedeuten, daß Schiffbrüchige um Hilfe rufen. Gescheitert also der »San Antonio«! Gescheitert die »Concepcion«, seine besten Schiffe, gescheitert sein ganzes Unternehmen in dieser noch namenlosen Bucht! Schon befiehlt Magellan, Boote herabzulassen, um in jene innere Bucht zu rudern und an Menschenleben zu retten, was noch zu retten ist. Aber in diesem Augenblick ereignet sich die Wende! Es ist derselbe glorreiche Augenblick wie im »Tristan«, wo die schon matt hinsterbende, die klagende und verzagende Todesmelodie der Hirtenflöte plötzlich umspringt und aufspringt in die beschwingte, die jubelnde, die wirbelnde Tanzweise des Glücksüberschwangs. Ein Segel! Ein Schiff! Ein Schiff! Gepriesen sei Gott – ein Schiff wenigstens ist gerettet! Nein, beide Schiffe, beide! Der »San Antonio« und die »Concepcion«, beide kehren wieder, beide heil und wohlbehalten. Aber sieh, was ist das? Kaum, daß sie Magellans und seiner Flotte ansichtig werden, blitzt es drüben auf Backbord, einmal, zweimal, dreimal, und breit rollt das Echo des Kanonendonners von den Bergen wider. Was ist geschehen? Warum lösen sie, die sonst mit jedem Korn Pulver sorgsam sparen, verschwenderisch eine Salve nach der andern? Warum, kaum wagt es Magellan zu glauben, sind alle Flaggen, alle Wimpel gehißt? Warum winken, warum schreien die Kapitäne, die Matrosen, und was winken, was rufen sie? Noch versteht er nicht aus der Ferne die wirren Worte, noch erfassen die Kameraden nicht den Sinn ihrer Rufe. Aber alle fühlen sie zugleich und Magellan als erster: dies ist die Sprache des Triumphs!
Und wahrhaftig, es ist gesegnete Botschaft, welche die beiden Schiffe bringen. Mit plötzlich aufgeweitetem Herzen lauscht Magellan dem Bericht Serrãos. Erst ist es den beiden Schiffen schlimm gegangen. Schon waren sie tief eingedrungen in die innere Bucht, als jener Sturm losbrach. Obwohl sie sofort alle Segel refften, hatte der Quirl der Strömung sie doch wehrlos weitergetrieben, weiter und weiter hineingepeitscht; schon hatten sie gemeint, wehrlos müßten sie zerschellen am Ende der Bucht und ihren felsigen Ufern. Da hätten sie im letzten Augenblick gemerkt, daß die zerklüftete Felsenmauer vor ihnen gar nicht völlig geschlossen sei, sondern abermals hinter einem Vorsprung sich öffne zu einer Art von Kanal. Durch diese stillere Straße seien sie in eine zweite Bucht gelangt, die sich abermals verengte, um sich abermals zu erweitern und zu verbreitern. Drei Tage seien sie so gefahren, ohne an ein Ende dieser erstaunlichen Wasserstraße zu gelangen. Noch hätten sie ihren letzten Ausgang nicht gefunden, doch keinesfalls könne dieser merkwürdige Wasserweg ein Fluß sein. Denn unverändert salzig bleibe das Wasser, regelmäßig und gleichmäßig zeichne Ebbe und Flut sich am Strande ab. Nicht wie ein Strom, nicht wie der La Plata verschmälere sich dieses sonderbare Gewässer, wenn man von der Mündung aufwärts fahre, sondern im Gegenteil: breit und meerhaft dehne bei beständigem Tiefgang immer wieder von neuem die Fläche sich aus. Mehr als wahrscheinlich sei es darum, daß dieser Fjord, dieser Kanal hinüberführe in das langgesuchte Mar del Sur, dessen Ufer Nuñez de Balboa vor wenigen Jahren von den Höhen von Panama herab als erster Europäer erblickt habe.
Eine bessere Kunde hat Magellan, der vielgeprüfte Mann, seit einem Jahre nicht vernommen. Und nur ahnen kann man, wie diese Hoffnungsbotschaft das düstere und verkrampfte Herz ihm plötzlich aufgehellt. Schon hatte er im Innersten verzagt:, schon den Rückweg über das Kap der Guten Hoffnung ins Auge gefaßt, und niemand weiß, welche heimlichen Gebete und Gelübde er kniend zu Gott und seinen Heiligen erhoben. Und nun, gerade im Augenblick, da sein Glaube zu schwinden begonnen, beginnt Wahn zur Wahrheit, der Traum Ereignis zu werden. Keinen Augenblick jetzt mehr gezögert! Die Anker gehoben! Die Segel entbreitet! Noch einmal eine Salve zu Ehren des Königs, ein Gebet dem obersten Admiral! Und dann mutig hinein in das Labyrinth! Findet er aus diesen acherontischen Gewässern einen Weg in das andere Meer, dann hat er als erster den Weg um die Erde gefunden. Und mit allen vier Schiffen steuert Magellan mutig in diesen Kanal, den er zu Ehren des Tags den Kanal Todos los Santos tauft. Aber die Nachwelt wird ihn dankbar die Magellanstraße nennen.
Ein sonderbarer, ein gespenstischer Anblick muß es gewesen sein, wie zum erstenmal die vier ersten Schiffe der Menschheit leise und lautlos in diese schweigsame, schwarze, seit ewigen Zeiten noch nie von einem Irdischen befahrene Straße hineingleiten. Ein ungeheures Schweigen erwartet sie. Wie Magnetberge starren metallisch die Hügel am Ufer, dunkel lastet der immer hier verwölkte Himmel, schwarz schattet das Wasser; wie Charons Boot auf den stygischen Gewässern, Schatten zwischen Schatten, so steuern die vier Schiffe schweigsam durch diese Hadeswelt. Von ferne leuchten Berge mit schneeigen Gipfeln, und eisigen Hauch trägt nachts der Wind von ihnen her. Kein Lebewesen zeigt sich rings, und doch müssen Menschen verborgen hier hausen, denn nachts leuchten zur Seite flackernde Feuer im Dunkel, weshalb Magellan dies Land terra de fuego, Feuerland, benennt. (Diese ständig brennenden Feuer sind noch durch Jahrhunderte beobachtet worden. Sie erklären sich aus dem Umstand, daß die Feuerländer als kulturell völlig niedere Rasse noch nicht die Technik des Feueranmachens kannten und darum ununterbrochen Tag und Nacht in ihren Hütten Holz und dürres Gras brannten.) Aber nie, während beklommen die Seefahrer nach allen Seiten spähen, eine Stimme, nie eine bewegte Gestalt; als Magellan einmal Matrosen mit einem Boot ans Ufer sendet, finden sie nicht Haus und nicht Spuren von Leben, sondern nur Wohnstatt von Toten, ein paar Dutzend verlassene Gräber. Auch das einzige Tier, das sie aufspüren, ist tot, ein Walfisch, dessen riesige Leiche die Flut an den Strand gespült hat: nur zum Sterben ist er hierhergekommen an diesen Strand der Vergängnis und des ewigen Herbstes. Staunend starren die Fahrenden in die gespenstische Stille; es ist, als ob sie in eine ausgebrannte, ausgestorbene Sternlandschaft geraten wären. Ach, nur weiter! Nur weiter! Und wieder gleiten, langsam von der Brise vorwärtsgetrieben, die Schiffe durch die nächtigen Gewässer, die noch nie den Kiel eines Schiffes gefühlt. Immer wieder taucht das Senkblei in die Tiefe und findet keinen Grund; immer wieder lugt Magellan ängstlich nach allen Seiten aus, ob die Bucht sich nicht plötzlich schließen werde und die freie Wasserbahn ende. Doch immer neu und immer weiter setzt sich die Straße fort, immer neue Zeichen bekunden, daß sie überführen müsse in die offene See. Doch noch unsichtbar bleibt dieser ersehnte Augenblick, noch verworren der Weg, noch verstört die Seele. Weiter und weiter geht die verzauberte Fahrt durch die kimmerische Nacht, einzig begleitet von dem wilden und unverständlichen Gesang des Winds, der schrill und kalt zwischen den Bergen saust.
Aber wenn eine düstere, so ist diese Fahrt auch eine gefährliche zugleich. Nicht im mindesten ähnelt die aufgeschlossene Straße jenem schnurgeraden Phantasiekanal, den in ihren bequemen deutschen Stuben die biedern Kosmographen, den Schöner und vor ihm wohl Behaim in ihre Karten gezeichnet haben, und es bedeutet eigentlich bloß einen abkürzenden Euphemismus, die Magellanstraße überhaupt: Straße zu nennen; in Wahrheit stellt sie einen ununterbrochenen Kreuzweg dar, ein zerfetztes, labyrinthisches Gewirr von Windungen und Wendungen, von Buchten, Baien, Fjorden, Sandbänken und verwickelten Wasserdärmen, das Schiffe nur mit größter Kunst und größtem Glück heil zu durchfahren vermögen. In den sonderbarsten Formen spitzen oder ballen sich diese Buchten, unberechenbar in ihrem Tiefgang, in ihrem Ausgang, dicht mit Inseln durchspickt, mit Untiefen besät; dreimal, viermal gabelt sich zur Rechten, zur Linken jedesmal von neuem die Straße, und nie weiß man, welche die richtige ist, ob jene nach Westen, nach Norden oder nach Süden. Sandbänke müssen vermieden, Felsen umfahren werden, und immer wieder fegt der feindliche Wind mit plötzlichen Wirbelstößen, den sogenannten »williwaws«, durch den unruhigen Sund, die Gewässer aufrührend, die Segel zerspellend. Erst an den vielen Schilderungen der Nachfahren begreift man, warum die Magellanstraße noch für Jahrhunderte den Schrecken aller Seeleute gebildet hat. Denn immer »weht hier Nordwind von allen vier Himmelsrichtungen«, nie gibt es hier stille, sonnige, gemächliche Durchfahrt. Zu Dutzenden scheitern bei den nachfolgenden Expeditionen Schiffe in dem unwirtlichen und heute noch nicht recht besiedelten Sund, und nichts bezeugt besser, welch ein Meister nautischer Kunst Magellan gewesen ist, als daß gerade er, der als erster diesen gefährlichen Seeweg bewältigt, auf Jahre und Jahre hinaus auch der letzte blieb, dem es gelang, jene Straße ohne Verlust eines einzigen Schiffs zu durchfahren. Bedenkt man die Unbehilflichkeit seiner Fahrzeuge, die ohne jeden andern Antrieb als den eines bauchigen Segels und eines hölzernen Steuers einzeln die hundert Arterien und Seitengänge auskundschaften mußten, unablässig vor- und zurückfahrend, um immer wieder einander an bestimmten Stellen zu treffen, und dies in unfreundlicher Jahreszeit und mit schon abgemüdeter Mannschaft, dann erst mutet seine glückliche Durchfahrt als das Wunder an, als das es Generationen von Seeleuten gerühmt haben. Aber wie in allen Sphären war auch in Magellans nautischer Kunst sein eigentliches Genie die Geduld, die unerschütterliche Vorsicht und Voraussicht. Einen ganzen Monat verharrt er in seiner verläßlichen, verantwortlichen Suche. Er eilt nicht, er jagt nicht in ungeduldiger Erwartung weiter, obwohl ihm gewiß innerlich die Seele schon bebt, endlich, endlich, endlich den Ausgang, endlich das südliche Meer schauen zu dürfen. Immer wieder, bei jeder Gabelung, teilt er seine Flotte; jedesmal, wenn zwei Schiffe einen Nordfjord erkunden, durchforschen gleichzeitig die beiden andern den südlichen Pfad. Als wüßte dieser einsame Mann, daß er, unter dunklen Sternen geboren, niemals dem Glück vertrauen darf, überläßt er nicht ein einziges Mal die Wahl unter den vielfachen Wegen dem Zufall, auf gerad oder ungerad die Münze werfend; immer sucht und durchforscht er alle Wege, um den einen, den rechten zu finden, und so triumphiert mit seiner genialen Phantasie zugleich die nüchternste und die eigenste seiner Tugenden: die heroische Beharrlichkeit.
Triumph: die ersten Meerengen der Straße sind glücklich überwunden und schon die zweiten bewältigt. Abermals ist Magellan an einen Kreuzweg gelangt, wo die verbreiterte Bucht sich zur Rechten und zur Linken in zwei verschiedene Arme gabelt, und wer kann wissen, welcher dieser beiden Wege geradeaus zum offenen Meere führt und welcher als tote Sackgasse für ihn wertlos ist. Abermals teilt deshalb Magellan seine kleine Flotte. Der »San Antonio« und die »Concepcion« sollen die Buchtung nach Südosten verfolgen, während er selbst mit dem Flaggschiff und der »Victoria« den Kanal nach Südwesten untersucht. Als Treffpunkt ist spätestens nach fünf Tagen die Mündung eines kleinen Flusses, den sie um seines Fischreichtums willen den Sardinenfluß nennen werden, ausersehen, und genauestens sind bereits die Instruktionen an die Kapitäne verteilt. Schon könnten die Schiffe die Segel hissen. Aber da ereignet sich etwas Unverhofftes, das kein einziger in der Flotte erwartete: Magellan beruft alle Kapitäne an Bord seines Flaggschiffes, um vor jeder weiteren Aktion sich Rapport über die Vorräte erstatten zu lassen und ihre Meinung zu hören, ob man die Reise jetzt noch weiter fortsetzen oder nach gelungener Erkundung umkehren solle.
Um ihre Meinung zu hören? Was hat, fragt man sich erstaunt, sich ereignet? Weshalb diese verblüffende demokratische Geste mit einemmal? Warum erhebt der eherne Diktator, der bisher keinem seiner Kapitäne das Recht zuerkannte, eine Frage zu tun oder einen Befehl zu bemäkeln, gerade bei dem Anlaß eines ganz geringfügigen Manövers seine Offiziere aus Untergebenen wieder zu Kameraden? In Wirklichkeit ist nichts logischer als dieser Umschwung. Immer können Diktatoren nach dem restlosen Triumph eher der Humanität ihr Recht lassen und viel leichter die freie Rede verstatten nach der Sicherung ihrer Macht. Nun, da er den »paso«, den »estrecho« gefunden, muß Magellan keine Frage mehr scheuen. Nun, da er den Trumpf in der Hand hält, kann er den andern willfahren und die Karten aufdecken. Immer ist es leichter, im Glück gerecht zu handeln als im Unglück. So lockert nun endlich, endlich, endlich der harte, der verschlossene, der in sich vermauerte Mann das Schweigen, das er gewaltsam hinter die Zähne verbissen. Seit sein Geheimnis nicht mehr Geheimnis ist, sondern offenbar, kann Magellan mitteilsam sein.
Die Kapitäne erscheinen und erstatten Bericht. Allerdings ist ihre Meldung nicht erfreulich. Die Vorräte seien gefährlich zusammengeschmolzen, jedes Schiff führe bestenfalls noch Proviant für drei Monate. Magellan nimmt das Wort. Es stünde nun fest, erklärt er nachdrücklich, daß das erste Ziel der Reise erreicht sei, der »paso«, der Durchgang in das Mar del Sur soviel wie gefunden. Nun bitte er seine Kapitäne, frei ihre Ansichten zu äußern, ob die Flotte mit diesem Erfolg sich begnügen oder zu vollenden suchen solle, was er dem Kaiser versprochen: auch die Gewürzinseln zu erreichen und sie für Spanien in Besitz zu nehmen. Gewiß, er gebe willig zu, die Vorräte seien schon äußerst knapp und große Fährnisse stünden ihnen noch bevor. Aber groß sei auch der Ruhm und der Reichtum, der sie alle bei glücklicher Vollbringung erwarte. Sein Mut sei unerschüttert. Aber ehe er eine endgültige Entscheidung treffe, ob sie mit diesem halben Erfolg schon jetzt heimkehren sollten oder um der Ehre willen noch dem letzten Ziele zustreben, wolle er die Meinung seiner Offiziere hören.
Die Antwort der einzelnen Kapitäne und Piloten ist uns nicht überliefert, aber man geht wohl nicht fehl mit der Annahme, daß die meisten ziemlich schweigsam geblieben sind. Noch entsinnen sie sich zu deutlich des Strands von San Julian und der gevierteilten Gliedmaßen ihrer spanischen Kameraden; noch immer bleibt es ihnen unbehaglich, diesem eisernen Portugiesen wider den Willen zu sprechen. Nur ein einziger äußert klar und scharf seine Bedenken, Estevão Gomez, der Pilot des »San Antonio«, ein Portugiese und angeblich sogar mit Magellan verwandt. Gomez sagt offen, jetzt, nachdem allem Anschein nach der »paso« tatsächlich gefunden sei, täte man besser, nach Spanien zurückzukehren und lieber mit einer frisch ausgerüsteten Flotte auf dem nun aufgeschlossenen Wege die Fahrt nach den Gewürzinseln zu wiederholen. Denn die eigenen Schiffe seien seiner Meinung nach nicht mehr genug seetüchtig, außerdem unzulänglich mit Proviant versehen, und niemand wisse, wie weit sich das Mar del Sur, dieser neue, unbekannte Ozean noch hinter der neuentdeckten Straße erstrecke. Wenn sie fehlsteuerten auf dieser unbekannten See und nicht bald einen Hafen fänden, müsse die Flotte auf elendeste Weise zugrunde gehen.
Mit Estevão Gomez spricht die Vernunft, und wahrscheinlich tut Pigafetta, der jeden Widersacher Magellans von vorneweg verdächtigt, diesem erfahrenen Manne unrecht, wenn er ihm allerhand kleinliche Gründe für seine Bedenken unterschiebt. In Wirklichkeit war vom logischen, vom sachlichen Standpunkt aus der Vorschlag Estevão Gomez’, jetzt in Ehren zurückzukehren und mit einer zweiten Expedition das vorgesetzte Ziel zu erreichen, der richtige; er hätte Magellan und fast zweihundert Menschen das Leben gerettet. Aber Magellan geht es nicht um das sterbliche Leben, sondern um die unsterbliche Tat. Wer heldisch denkt, muß notwendigerweise widervernünftig handeln. Ohne zu zögern, nimmt Magellan das Wort zur Gegenrede. Gewiß stünden ihnen Schwierigkeiten bevor, wahrscheinlich würden sie Hunger und alle denkbare Not erleiden müssen, aber – ein merkwürdig prophetisches Wort – selbst wenn sie das Leder, mit dem die Segelstangen beschlagen seien, schlingen müßten, erachte er es als seine Pflicht, weiterzufahren und das Land zu entdecken, das er versprochen habe (de pasar adelante y descubrir lo que habia prometido). Mit diesem Aufruf zum Abenteuer scheint die psychologisch so merkwürdige Beratung bereits erledigt gewesen zu sein, und von Schiff zu Schiff wird Magellans Befehl laut ausgerufen, die Reise werde fortgeführt. Im geheimen jedoch erteilt Magellan seinen Kapitänen den Befehl, der Mannschaft die Knappheit der Vorräte sorgfältigst zu verschweigen. Jeder, der auch nur eine Andeutung verlauten lasse, habe sein Leben verwirkt.
Stillschweigend haben die Kapitäne den Befehl übernommen, und bald sind die beiden Schiffe, welchen die Aufgabe obliegt, den südlichen Kanal zu durchforschen, der »San Antonio« unter dem Kommando Mesquitas und die »Concepcion« unter jenem Serrãos, im Gewirr der gezackten und gewundenen Buchten verschwunden. Die beiden zurückgebliebenen Schiffe, die »Trinidad«, das Flaggschiff Magellans, und die »Victoria«, haben indes bequemere Zeit. Sie ankern an der Mündung des Sardinenflusses, und statt selbst den Weiterlauf des Kanals nach Westen zu erkunden, überläßt Magellan diese erste Rekognoszierung einem kleinen Boot. Gefahr besteht keine in diesem stillen Teil des Kanals; nur den einen Befehl, spätestens am dritten Tage von ihrer Erkundung zurück zu sein, erteilt Magellan; dadurch bleiben den beiden großen Schiffen die drei Tage, bis die »Concepcion« und der »San Antonio« zurückkehren, zu völliger Rastpause. Und es wird eine gute Rast, die Magellan mit den Seinen in dieser linderen Landschaft hält. Sonderbar hat sich in den letzten Tagen, je mehr sie gegen Westen vordrangen, die Gegend verschönt. Statt der schroffen sandigen Felsen grüßen hier Wiese und Wald. Weicher senken sich die Hügel nieder, ferner leuchten die eisigen Gipfel. Milder ist die Luft geworden, Quellen mit süßem Wasser erquicken die Matrosen, die wochenlang nur das stinkende Brackwasser ihrer Schiffstonnen gekannt. Nun liegen sie lässig im weichen Grase, sehen faul dem Wunder der in der Luft fliegenden Fische zu, aber sputen sich dann wieder kräftig, um die Sardinen in dem Fluß zu fangen, die sich hier in unglaublicher Fülle finden. So viele gute und würzige Kräuter entdecken sie, daß sie seit Monaten endlich wieder sich satt essen können, und so schön und schattig umschmeichelt sie die Natur, daß Pigafetta begeistert ausruft: »Credo che non sia al mondo el più bello e miglior stretto, comè è questo.«
Aber was will dies kleine Glück der Behaglichkeit, der Bequemlichkeit, des faulen Entspannens gegen das andere besagen, gegen das große, das feurig betörende, das schwunghaft aufhebende, das Magellan jetzt umrauscht? Schon naht es, schon schwingt es heran; denn siehe, am dritten Tag kehrt gehorsam die ausgesandte Schaluppe zurück, und wieder winken schon von ferne die Matrosen wie damals an dem Tage Todos los Santos, da sie den Eingang zur Straße entdeckten. Nun aber – tausendmal wichtiger dies! – haben sie endlich den Ausgang gefunden! Sie haben das Meer, in das dieser Kanal mündet, mit eigenen Augen gesehen, das Mar del Sur, das große unbekannte Meer! Thalassa, thalassa, der tausendjährige Jubelruf, mit dem die Griechen, nach endloser Fährnis heimkehrend, das ewige Gewässer begrüßten, hier hallt er wider in einer andern Sprache und doch mit gleicher Begeisterung; selig schwingt er sich auf in eine Sphäre, die noch nie den Jubel menschlicher Stimme vernommen.
Diese eine Minute ist Magellans großer Augenblick, jener Augenblick äußerster und unüberbietbarer Entzückung, wie ihn jeder Mensch in seinem Leben nur einmal erlebt. Alles hat sich erfüllt. Er hat das Wort eingelöst, das er dem Kaiser gegeben. Er hat wahrgemacht, er, der erste und einzige, was Tausende vor ihm nur träumten: er hat den Weg in das andere Meer gefunden. Gerechtfertigt und der Unsterblichkeit geweiht weiß er sein Leben durch diesen Augenblick.
Und da geschieht, was niemand zu vermuten gewagt bei diesem harten, in sich selbst verschlossenen Manne. Plötzlich überwältigt den strengen Soldaten, der noch nie und an keinen sein Gefühl verriet, die innen aufbrennende Wärme. Die Augen strömen ihm über, Tränen, heiße, brennende Tränen rollen ihm nieder in den dunkeln Busch seines Barts. Das erste, das einzige Mal in seinem Leben weint dieser eiserne Mann Magellan vor Glück (El capitano generale lacrimò per allegrezza).
Einen Augenblick, einen einzigen knappen Augenblick in seinem ganzen dunkeln und mühseligen Leben hat Magellan die höchste Lust fühlen dürfen, die dem schöpferischen Menschen vergönnt ist: seine Lebensidee verwirklicht zu wissen. Aber diesem Manne ist es in den Sternen bestimmt, vom Schicksal keinen Atemzug Glück ohne bittern Zoll und Zahlung zu empfangen. An jeden seiner Triumphe ist unverweigerlich eine Enttäuschung gebunden. Nur anblicken darf er das Glück, nicht es umfangen, nicht es zu halten versuchen, und auch dieser eine knappe Augenblick der Entzückung, dieser reichste seines Lebens, löscht vorzeitig dahin, noch ehe er ihn ganz zu Ende gefühlt. Denn wo bleiben die beiden andern Schiffe? Warum zögern sie so lange? Jetzt, seitdem jenes Boot den Ausgang ins Meer erkundet, ist ja alles weitere Suchen nach dem Ausgang zur Südsee nurmehr überflüssiger Zeitverlust. Ach, wenn sie nur kämen, die beiden ausgesandten Schiffe, der »San Antonio« und die »Concepcion«, die gute Botschaft zu empfangen! Wenn sie nur endlich schon kämen! Ungeduldig und immer ungeduldiger späht Magellan in die Tiefe der Bucht. Längst ist die vereinbarte Zeit überschritten, bereits der fünfte Tag vorüber, und noch immer kein Zeichen, keine Spur von ihnen.
Hat sich am Ende ein Unfall ereignet? Haben sie den Weg verloren? Magellan ist zu erregt, um länger untätig an der vereinbarten Stelle müßig zu warten. Er befiehlt, Segel zu setzen und Kurs zurück in den Kanal, um den säumigen Schiffen entgegenzusteuern. Aber leer, immer leer der Horizont, leer das kalte, tote Gewässer. Nirgends ein Zeichen, nirgends eine Spur.
Endlich, am zweiten Tage der Suche, leuchtet ein Segel. Es ist die »Concepcion« unter dem Kommando des verläßlichen Serrão. Aber wo ist das andere Schiff, das wichtigste, weil größte der Flotte, der »San Antonio«? Serrão weiß keine Antwort. Gleich am ersten Tage sei der »San Antonio« ihnen vorausgefahren und seitdem verschwunden. Im ersten Augenblick vermutet Magellan noch nichts Böses. Vielleicht hat der »San Antonio« sich nur verirrt oder sein Kommandant die Vereinbarung mißverstanden. So sendet er jetzt alle Schiffe der Flotte nach verschiedenen Seiten, um alle Winkel des Hauptkanals, des Admiralsunds (Admiralty Sound) zu durchforschen. Er läßt Feuerzeichen geben, neben aufgesteckten Fahnen werden Briefe mit Instruktionen hinterlegt, falls das verirrte Schiff die Richtung verloren haben sollte. Aber nirgends eine Spur. Etwas Schlimmes muß sich ereignet haben. Entweder ist der »San Antonio« gescheitert und mit Mann und Maus zugrunde gegangen, was aber nicht wahrscheinlich ist, denn gerade in diesen Tagen war das Wetter auffallend windstill. Oder – naheliegendere Möglichkeit – jener Pilot des »San Antonio«, Estevão Gomez, der im Kriegsrat schleunige Rückkehr gefordert, hat rebellisch seine Forderung wahrgemacht: er und die spanischen Offiziere jenes Schiffs haben den verläßlichen Kapitän einfach überwältigt und sind mit dem ganzen Proviant desertiert.
Magellan kann in jener Stunde nicht wissen, was geschehen ist. Er weiß nur, etwas Furchtbares ist ihm geschehen. Das Schiff ist fort, das beste, das größte, das am reichlichsten mit Nahrungsmitteln versehene seiner Flotte. Aber wohin ist es, und was hat sich mit ihm, was hat sich auf ihm ereignet? Niemand kann ihm Auskunft geben in dieser ungeheuren menschenleeren Öde, ob es am Grunde des Meers liegt oder ob es desertiert ist und eiligen Kurs nach Spanien genommen hat. Nur die fremden Gestirne, das Kreuz des Südens, umblinkt von der ganzen funkelnden Schar, nur sie waren schauende Zeugen des geheimen Geschehens. Nur sie kennen den Weg des »San Antonio«, nur sie allein könnten ihm Antwort sagen. Verständlich darum, daß Magellan, wie alle seiner Zeit der Sterndeutung als einer Wahrheitswissenschaft vertrauend, den Astrologen und Astronomen Andres de San Martin, der an Stelle Faleiros das Schiff begleitet, zu sich ruft, ihn, den einzigen, der vielleicht vermöchte, in den Sternen zu lesen. Er befiehlt ihm, das Horoskop zu stellen und durch seine Kunst zu erklären, was mit dem »San Antonio« sich ereignet habe. Und ausnahmsweise behält die Astrologie recht; der wackere Astrologe, der sich genau an die entschlossene Haltung Estevão Gomez’ bei jenem Kriegsrat erinnert, weissagt – und die Tatsachen werden es bestätigen –, das Schiff sei desertiert und sein Kapitän ein Gefangener.
Abermals, zum letztenmal, steht Magellan vor einer unaufschiebbaren Entscheidung. Zu früh hat er gejubelt, zu leichten Herzens sich gefreut. Nun ist ihm – abermalige merkwürdige Parallelität der ersten Weltumseglung zur zweiten – das gleiche geschehen, was Francis Drake, seinem Nachfahrer, zustoßen wird, dem ebenfalls sein bestes Schiff mit dem meuterischen General Winter heimlich des Nachts desertiert. Mitten im Siegeslauf ist ein Landsmann, ein Feind aus dem eigenen Blut Magellan heimtückisch in den Rücken gefallen, und war die Flotte schon vordem knapp an Lebensmitteln, so droht nun die offene Not. Denn gerade der »San Antonio« hatte die meisten, die besten Vorräte an Bord, außerdem hat man durch das sinnlose Warten und Suchen neuerdings sechs Tage Proviant vergeudet. Der Vorstoß ins unbekannte Südmeer, vor acht Tagen schon bei ungleich besserer Konstellation ein verwegenes Wagestück, ist nun nach der Flucht des »San Antonio« ein beinahe selbstmörderischer Akt geworden.
Von dem höchsten Gipfel stolzer Gewißheit ist Magellan mit einem Ruck in den untersten Abgrund der Verstörung zurückgestürzt. Und es bedürfte gar nicht des Berichts, den Barros uns übermittelt: »Quedó tan confuso que no sabia lo que habia de determinar«, »er war so verwirrt geworden, daß er nicht wagte, irgendeinen Beschluß zu fassen«, denn Magellans innere Unruhe erkennen wir allzu deutlich aus dem Schiffsbefehl – dem einzigen, der uns erhalten geblieben ist –, den er in diesem Augenblick der Verstörung allen Offizieren seiner Flotte übermittelte. Zum zweitenmal innerhalb weniger Tage fordert er ihre Meinung ein, ob die Flotte weiterfahren solle oder zurückkehren; diesmal aber befiehlt er seinen Kapitänen, ihm schriftlich die Antwort zu geben. Denn Magellan will – und dies zeigt seine weitdenkende Voraussicht – ein Alibi. Scripta manent; er benötigt für später einen geschriebenen, vorlegbaren Beweis, daß er seine Kapitäne befragt hat. Ihm ist vollkommen klar – und auch dies werden die Tatsachen bekräftigen –, daß jene Meuterer auf dem »San Antonio«, kaum in Sevilla gelandet, als seine Ankläger auftreten werden, um selbst nicht wegen Insubordination angeklagt zu werden. Zweifellos werden sie ihn, den Abwesenden, als einen Mann des Terrors darstellen, sie werden das spanische Nationalgefühl mit übertreiblichen Schilderungen aufreizen, wie er, der landfremde Portugiese, die vom Könige bestellten Beamten grausam in Ketten legen, wie er kastilianische Edelleute enthaupten, vierteilen oder elend verhungern ließ, um dann gegen den strikten Befehl des Königs die Flotte ausschließlich Portugiesen in die Hände zu spielen. Um diesen unausbleiblichen Vorwurf zu entkräften, daß er während der ganzen Reise jede freie Meinungsäußerung seiner Offiziere durch brutalen Terror unterdrückt habe, verfaßt Magellan nun jenen sonderbaren Befehl, der eher wie eine Selbstverteidigung als wie eine kameradschaftliche Anfrage anmutet. »Gegeben im Kanal von Todos los Santos enfrente del Rio del Isleo 21. November«, beginnt diese Ordre: »Ich, Ferdinand Magellan, Ritter des Ordens von Santiago und Generalkapitän dieser Armada… habe wohl vernommen, daß es Euch allen ein verantwortlicher Entschluß erscheint, weiterzufahren, weil Ihr die Zeit schon stark vorgeschritten erachtet. Ich bin nun ein Mann, der niemals die Meinung oder den Rat eines andern verschmäht, sondern alle seine Angelegenheiten mit allen gemeinsam besprechen und durchführen will.«
Wahrscheinlich lächeln die Offiziere leise bei dieser sonderbaren Selbstcharakteristik. Denn wenn ein Charakterzug, so kennzeichnet Magellan doch gerade seine unbeugsame Selbstherrlichkeit in Führung und Befehl. Zu genau erinnern sich alle, wie ebenderselbe Mann jeden Einspruch seiner Mitkapitäne mit gepanzerter Faust niedergeschlagen hat. Aber auch Magellan weiß, wie sehr sie sich an seine unbarmherzige Meinungsdiktatur erinnern müssen, und fährt darum fort: »Es möge also niemand Furcht haben in Hinblick auf die Vorfälle im Hafen von San Julian, sondern jeder von Euch hat die Pflicht, mir ohne Angst zu sagen, was Eure Ansicht über die Sicherheit unserer Armada ist. Es wäre gegen Euren Eid und gegen Eure Pflicht, wenn Ihr mir Eure Ansicht verhehlen wolltet.« Jeder einzelne (cada uno de por si), verlangt er, solle deutlich, und zwar schriftlich (por escrito), seine Meinung kundgeben, ob man weiterfahren solle oder zurückkehren, und die Gründe dafür ausführen.
Aber nicht in einer Stunde läßt sich ein in Monaten und Monaten verlorenes Vertrauen zurückkaufen. Noch steckt den Offizieren die Angst zu arg in den Knochen, um völlig freimütig die Umkehr zu fordern, und die einzige Antwort, die uns erhalten geblieben ist, die des Astronomen San Martin, zeigt, wie wenig sie geneigt waren, gerade jetzt, da die Verantwortung riesengroß geworden war, sie mit Magellan zu teilen. Der wackere Astrologe redet, wie es seinem Handwerke geziemt, zweideutig und nebulos, mit einerseits und anderseits auf das geschickteste voltigierend. Er zweifle zwar, daß man durch diesen Kanal de Todos los Santos nach den Molukken gelangen könne (aunque yo dude que haya Camino para poder navigar a Maluco por este canal), aber er rate doch weiterzufahren, weil sie »das Herz des Frühlings in Händen hätten«. Aber anderseits solle man wieder nicht zu weit fahren und lieber in der Mitte des Januar umkehren, denn die Leute seien schwächlich und in ihren Kräften heruntergekommen. Vielleicht sei es besser, nicht nach Westen zu fahren, sondern nach Osten, aber Magellan möge tun, wie es ihm richtig scheine, und Gott ihm den Weg weisen. Ähnlich unbestimmt dürften sich auch die anderen Offiziere geäußert haben.
Jedoch Magellan hat seine Offiziere gar nicht gefragt, um Antwort zu bekommen, sondern nur, um nachweisen zu können, daß er sie überhaupt befragt habe. Er weiß: zu weit hat er sich vorgewagt, um noch zurückweichen zu können. Nur als Triumphator kann er heimkehren, sonst ist er verloren. Und selbst wenn jener wortreiche Astronom ihm den Tod geweissagt hätte, er müßte weiter auf seinem heldischen Weg. Am 22. November 1520 verlassen auf seinen Befehl die Schiffe den Hafen am Sardinenfluß, wenige Tage später ist die Magellanstraße durchfahren – denn so wird sie heißen für alle Zeiten –, und am Auslauf des Sunds sieht er hinter einem Vorgebirge, das er dankbar das Cabo deseado, das ersehnte Kap, nennt, mit unendlichen Wogen das neue, das noch nie von einem europäischen Schiff befahrene Meer. Erschütternder Blick: im Westen dort drüben hinter dem endlosen Horizont müssen sie liegen, die Gewürzinseln, die Inseln des Reichtums, und hinter ihnen die riesigen Reiche des Orients, China und Japan und Indien, und dann weiter, unendlich weiter wieder die Heimat, Spanien, Europa! Noch einmal Rast darum, die letzte Rast vor dem entscheidenden Abstoß in den unbekannten, noch nie seit Anbeginn der Erde durchquerten Ozean! Dann am 28. November 1520 die Anker gehoben, die Fahnen gehißt! Und mit donnernder Artilleriesalve grüßen die drei kleinen einsamen Schiffe respektvoll das unbekannte Meer, so wie man ritterlich einen großen Gegner begrüßt, den man zum Zweikampf herausfordert auf Tod oder Leben.
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Die hier vorzufindene Sammlung der gemeinfreien Werke Stefan Zweigs ist aus der Ausgabe des Null Papier Verlages übernommen. Zu dieser Ausgabe gelangen Sie durch einen Klick auf diesen Eintrag.